Sonntag, 10. November 2019

Herrscht wirklich winterliche Ruhe im bienenfreundlichen Naturraum?


Wer sich jetzt ein wenig Zeit bei einer guten Tasse Kräutertee nimmt und dabei sein Vogelhaus im Auge behält, kann viele Singvögel bei der Fütterung beobachten. 

Die Klassiker unter Ihnen sind der Hausspatz, die Amsel und auch verschiedene Meisenarten. Je nach Standort taucht auch ein Wintergoldhähnchen oder ein Buntspecht gerne in der Nähe auf. Rotkehlchen & Grünfinken sind nicht ganz selten in unserer Region und freuen sich auch über die Futtergabe.


Wintergoldhähnchen

Rezept für eine Futterhäferl:

·         150 g Kokosfett
·         1 EL Pflanzenöl
·         120 g verschieden Samen, Körner usw. (Sonnenblumen, Haferflocken, Hirse, Sesam, Hagebutten, Nüsse, getrocknete Beeren, Apfelscheiben usw.)



Zubereitung: Fett & Öl ganz sanft schmelzen, Körner/Samen untermischen und in das Häferl einfüllen


Was tut sich nun bei den Wildbienen in der Winterzeit


 Die meisten europäischen Wildbienen sind sogenannte Solitärbienen und bilden keinen Staat wie unsere Honigbiene. Viele dieser Arten haben Ihre Brutnester in getrocknete Pflanzenstengel oder auch Spalten von Totholz abgelegt und die Nachkommen werden im Frühjahr das Versteck verlassen. 

Hummeln und Holzbienen überwintern in Nisthöhlen in Hohlräumen von Bäumen, Totholzhaufen oder auch in deinem alten Dachboden oder Stadl bzw. in der Gartenhütte.

Aber auch Komposthaufen und Laubhaufen sind ein wichtiger Bestandteil für die Überlebensstragie dieser Tiere. 

Neben den Wildbienen nutzen auch andere Arten solche Überwinterungsplätze, wie z.B. Igel oder Erdkröten.

Also habe Mut zur Unordnung in deinem Garten und gönne diesen Mitbewohnern solche Plätze und werden auch Du NaturRaum-Ermöglicher.

Schauen wir dem Imker über die Schulter 


Ganz im Gegenteil zu den Wildbienen bilden Honigbienen in den Beuten (=Bienenstock) eine sogenannte Wintertraube. In der Mitte der Traube sitzt die Königin und die Bienen “heizen” diese Traube mit Kontraktion der Flugmuskel auf. Die an der Außenseite der Traube sitzenden Bienen drängen ins Innere, wenn es den Tieren zu kalt wird und die inneren Bienen wandern in den Außenbereich. Somit ist eine ständige Bewegung in der Traube. Je kälter die Umgebungstemperatur umso enger sitzt diese Traube. 

Der “Treibstoff” für diese Bienenheizung ist der eingelagerte Honig bzw. das eingefütterte Zuckerwasser. So wandert nun diese Traube entlang den Futterwaben, damit immer genug Brennstoff für die Bienen in unmittelbarem Zugriff ist.

Würde man nun so einen Bienenstock im Winter durch starke Bewegungen bzw. starkes Klopfen in Unruhe bringen, könnte das den Tod des Volkes bedeuten, da die Bienentraube vom Futter getrennt wird.

Legt man jedoch ein Ohr an die Beute, hört man das feine Summen der Bienen. Dein Imker des Vertrauens in der Region ermöglicht Dir vielleicht dieses Erlebnis, sprich ihn darauf einmal an.

Und falls es Dir draußen zu kalt ist, hier ein virtueller Liveblick auf einen Bienenstand - http://hausimkerei-seidl.magix.net/beecam.htm


Da die Bienen während der tiefen Temperatur den Stock nicht verlassen können, müssen die Tiere auch die Stoffwechselprodukte im Enddarm aufbewahren und so lange warten, bis wärmere Temperaturen ein Verlassen des Stocks erlauben.

Bei diesem dann anstehenden sogenannten Reinigungsflug regnet es kleine braune Flecken, über dies sich schon manche/r Hausfrau/-mann gewundert hat, wenn gerade weiße Wäsche zum Trocknen im Freien hängt.

Bienen beim Reinigungsflug

Zu guter Letzt:


Bei meinen Trainingsläufen  komme ich immer wieder in die Situation, dem einen oder anderen Wildtier zu begegnen und zu beobachten - also “Natur pur”. 


Ein Grund mehr für Dich einen ausgedehnten Winterspaziergang zum machen - auf geht´s!


Klaus Seidl, Imker und Doris Maier, dipl. Kräuterpädagogin

Diesen Artikel und die Fotos kannst Du gerne für deine Gemeinde- oder Schulzeitung o.ä. verwenden

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